Wenige Menschen sind sich bewusst, dass ein großer Teil des Haares in der Haut liegt. Das Haar ist ein verhorntes Produkt der Epidermis, das fast den gesamten menschlichen Körper bedeckt. Ursprünglich erfüllte das Haar eine thermoregulatorische Funktion, heute hat es vor allem eine ästhetische Rolle und schützt zusätzlich vor mechanischen Verletzungen. Das Haar besteht aus verhornten Zellen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nur der Teil des Haares, der über die Haut hinausragt, abgestorben ist.
Aufbau des Haares
Betrachtet man den Querschnitt des Haares, sieht man, dass er aus Mark, Rinde und Schuppenschicht besteht. Nicht jeder Mensch besitzt jedoch Mark in seinen Haaren – dieses tritt nur bei sehr dickem Haar auf. Die Basis des Haares bildet die Rinde, die bis zu 80 % der Haarmasse ausmacht und aus verhornten Zellen besteht. Die Schuppenschicht wird von flachen, farblosen Zellen gebildet, die wie Dachziegel angeordnet sind. Ihre Aufgabe ist es, das Haar vor Schäden und Witterungseinflüssen zu schützen.
Von der Kondition der Schuppenschicht hängen Dichte und Glanz der Haare ab. Das Haar besteht aus einem Schaft, der über die Hautoberfläche hinausragt, sowie aus einer Wurzel in der Haut. Die Haarwurzel liegt im Haarfollikel und endet in einer Zwiebel, die mit der Haarpapille verbunden ist. Aus der Haarzwiebel wächst das Haar. Besonders wichtig ist die Haarpapille, da sie die Nährstoffe in die Haarzwiebel transportiert.
Woraus besteht ein Haar?
Bevor das Haar sichtbar wird, muss es einen langen Weg zurücklegen, den wir mit bloßem Auge nicht sehen. Es wächst aus speziellen Kanälen, den sogenannten Haarfollikeln oder Haarwurzelscheiden. Ihre Hauptfunktion ist der Schutz der Haarwurzel. Das menschliche Haar ist an der Basis deutlich verdickt – diese Verdickung nennt man Haarzwiebel, die mit der Papille verbunden ist. Die Matrix der Haarzwiebel besteht aus sich schnell teilenden und differenzierenden Zellen, die später die Grundlage für Mark und Rinde des Haares bilden.
- Haarschaft: Der Hauptteil des Haares, bestehend aus drei Schichten: der äußeren Cuticula (Schuppenschicht), die das Haar schützt, der Cortex (Rinde), die Keratin enthält – den Hauptbestandteil von Haaren und Nägeln – sowie dem Mark, das bei dickerem Haar vorkommt. Das Haar wächst aus der Haarzwiebel und bewegt sich langsam zur Hautoberfläche, wo es nach einigen Monaten durch ein neues Haar ersetzt wird.
- Haarzwiebel: Hier entsteht das Haar. Sie liegt in der Kopfhaut und besteht aus Drüsen, Blutgefäßen, Haarfollikeln und Keratinozyten, den Zellen, die das Haar bilden. Die Haarzwiebel ist 2 bis 7 Jahre aktiv, bevor sie in eine Ruhephase übergeht und schließlich durch eine neue ersetzt wird.
- Haarwurzel: Der Teil des Haares, der unter der Haut liegt. Sie ist im Haarfollikel eingebettet, der aus Haarzwiebel, Blutgefäßen und Drüsen besteht. Die Haarwurzel nimmt die Nährstoffe für das Haarwachstum auf.
- Haarfollikel: Eine Hautstruktur, in der die Haarzwiebel liegt. Er besteht aus Drüsen, Blutgefäßen, Haarzwiebel und Keratinozyten. Der Haarfollikel ist mit Hormonrezeptoren ausgestattet, die auf Androgene reagieren – diese können androgenetischen Haarausfall auslösen.
Wo entsteht das Haar?
Die Geburt eines Haares erfolgt in der Haarzwiebel. Haarfollikel befinden sich am gesamten Körper, außer an den Handflächen und Fußsohlen. Auf der Kopfhaut gibt es etwa 100.000 bis 150.000 Follikel. Diese Zahl bleibt ein Leben lang unverändert. Ein Follikel besteht aus der Haarwurzel, der Wurzelscheide und der Talgdrüse.
Haarwachstumszyklus
Das vollständig entwickelte Haar besteht aus toten Zellen, die einem bestimmten Zyklus folgen. Physiologische Prozesse wirken nicht mehr auf sie ein. Beim Menschen findet ein zyklischer Austausch der Haare statt.
Es gibt drei Phasen des Haarwachstums: Anagen, Katagen und Telogen. Während des Anagens wächst das Haar, im Telogen befindet es sich in der Ruhephase. Auf der Kopfhaut befinden sich Haare gleichzeitig in unterschiedlichen Phasen. Die längste Phase ist die Wachstumsphase, die 2 bis 5 Jahre dauert. Bei jungen Menschen befinden sich bis zu 90 % der Haare im Anagen. Die Telogenphase dauert nur einige Wochen. Das Haar wächst im Durchschnitt 0,3–0,4 mm pro Tag. Am schnellsten wächst es im Sommer, während des Schlafs und nach der Pubertät. Den Haarwuchs beeinflussen Faktoren wie Hormone, Ernährung, Lebensstil oder Medikamente.
- Anagen: Die aktive Wachstumsphase im Follikel. Die Matrixzellen teilen sich intensiv. Die Dauer ist genetisch bestimmt und kann 2 bis 7 Jahre betragen. Bei gesunder Kopfhaut sollten sich 90 % der Haare in dieser Phase befinden.
- Katagen: Die Übergangsphase, die nur 14 bis 21 Tage dauert. In der Haarwurzel findet ein Umbau statt, die Matrix bildet sich zurück, und das Haar wird in Richtung Hautoberfläche geschoben. Etwa 3 % der Haare befinden sich in dieser Phase.
- Telogen: Die Ruhe- oder Ausfallphase. Das Haar ist vollständig verhornt, in ihm laufen keine Prozesse mehr ab. Diese Phase dauert 30 bis 90 Tage und endet mit dem Ausfallen des Haares. Rund 13 % der Haare befinden sich in diesem Stadium.
Chemische Zusammensetzung und Haarfarbe
Analysiert man den chemischen Aufbau des Haares, stellt man fest, dass es aus Proteinen, Wasser, Pigmenten, Mineralstoffen und Lipiden besteht. Je nach Zusammensetzung erhält das Haar unterschiedliche Eigenschaften. Der Anteil an Cystein beeinflusst, ob das Haar glatt, gewellt oder lockig ist. Die Haarfarbe hängt von der Menge des Pigments Melanin ab, das in der Haarmatrix von Melanozyten produziert wird. Es gibt zwei Arten von Melanin: Eumelanin, das für dunkle Haarfarben verantwortlich ist, und Phäomelanin, das für rote Haare sorgt.