Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Orthorexie sind psychisch bedingte Erkrankungen, die tiefgreifende und oft zerstörerische Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben – auch auf Haut, Nägel und Haare. Für viele Betroffene wird der Haarausfall zu einem der ersten sichtbaren Symptome und gleichzeitig zu einer enormen Quelle von Stress und sinkendem Selbstwertgefühl. Obwohl die Ursachen von Essstörungen komplex sind und eine fachpsychologische Betreuung erfordern, lassen sich ihre körperlichen Folgen, einschließlich Haarausfall, durch eine geeignete Diagnose und medizinische Unterstützung oft lindern oder stoppen.

Warum fallen die Haare bei Anorexie, Bulimie oder Orthorexie aus?

Der Organismus eines Menschen mit Essstörungen schaltet sehr schnell in den Energiesparmodus. Wenn die zugeführte Kalorienmenge zu niedrig ist, reduziert der Körper Funktionen, die nicht zum Überleben notwendig sind. Das Haarwachstum stoppt, und viele Haare wechseln von der Anagenphase (Wachstumsphase) in die Telogenphase (Ruhephase), was zu übermäßigem Haarausfall – dem sogenannten Telogeneffluvium – führt. In extremen Fällen kommt es zu einer deutlichen Ausdünnung der Haare auf dem gesamten Kopf sowie zu einer Schwächung der Augenbrauen und Wimpern.

„Haare sind einer der ersten Indikatoren dafür, dass der Körper nicht mehr zurechtkommt. Übermäßiger Haarausfall sagt oft mehr aus als so mancher Labortest – es ist ein stilles Alarmsignal, das man nicht ignorieren darf.“
— Dr. med. Piotr Turkowski, Facharzt für plastische Chirurgie und Trichologie

Darüber hinaus haben Eisen-, Zink-, Biotin-, Vitamin-B12- und Proteinmangel einen direkten Einfluss auf die Haarstruktur. Das Haar wird dünn, brüchig, matt, spaltet sich oft und fällt büschelweise aus. Bei Bulimie führen häufiges Erbrechen zu Elektrolytstörungen, Kaliummangel und Dehydrierung, was sich ebenfalls negativ auf die Kopfhaut und die Haarfollikel auswirkt. Orthorexie – die zwanghafte Kontrolle über die „Reinheit“ und Qualität der Nahrung – führt dagegen häufig zur Eliminierung ganzer Lebensmittelgruppen. Was scheinbar gesund ist, mündet in der Realität in tiefgreifende Nährstoffdefizite.

Hormone, Stress und Haarzyklus – was passiert im Körper?

Essstörungen beeinträchtigen auch das hormonelle Gleichgewicht, was einen direkten Zusammenhang mit Haarausfall hat. Bei Frauen kommt es häufig zum Ausbleiben der Menstruation – eine Folge des sinkenden Östrogenspiegels und von Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse. Östrogene haben einen schützenden Einfluss auf die Haarfollikel, und ihr Mangel beschleunigt den Haarausfall und hemmt das Nachwachsen. Gleichzeitig steigt der Cortisolspiegel – das Stresshormon, das entzündungsfördernd wirkt und die Durchblutung der Kopfhaut verschlechtert.

Lesen Sie weiter: Einfluss von Hormonen auf Haarausfall. Welche Hormone sollte man testen?

Dazu kommen Veränderungen der Schilddrüsenhormone – ein Mangel an Kalorien und Nährstoffen kann zu einem Rückgang des T3-Spiegels führen, was sich nicht nur durch Müdigkeit, Frieren und trockene Haut äußert, sondern auch durch verstärkten Haarausfall. Ein Organismus im Zustand chronischen Stresses und Energiemangels konzentriert sich ausschließlich auf das Überleben, wodurch die Haarfollikel in den „Schlafmodus“ versetzt werden.

Die Folge ist ein allgemeines Schwächeln des Haarzyklus sowie eine Abnahme der Haarqualität – die Haare wachsen langsamer, sind dünner und gelangen seltener in die Wachstumsphase. Für Betroffene bedeutet das nicht nur den Verlust von Haarvolumen, sondern auch eine langwierige Regeneration nach Stabilisierung des Gesundheitszustands.

Kann der Haarausfall rückgängig gemacht werden? Chancen auf Regeneration

Die häufigste Frage von Betroffenen lautet: Wachsen die Haare wieder nach? Die Antwort lautet – ja, aber unter bestimmten Bedingungen. Grundvoraussetzung ist die Stabilisierung des Ernährungszustands, was eine langfristige Zusammenarbeit mit einem klinischen Ernährungsberater, Psychotherapeuten und dem behandelnden Arzt erfordert. In vielen Fällen ist dieser Prozess schwierig und erfordert Geduld, doch die Rückkehr zu einem normalen BMI und einer ausgewogenen Ernährung gibt den Haarfollikeln die Chance auf Regeneration.

Haare haben eine große Fähigkeit zur Regeneration, wenn man ihnen die richtigen Voraussetzungen schafft: Eiweiß, Eisen, Zink, B-Vitamine sowie einen gesunden Hormonspiegel und eine gute Durchblutung der Kopfhaut. In unserer Klinik beobachten wir Fälle, in denen die Haare nach einigen Monaten ausgewogener Ernährung wieder wachsen, stärker und elastischer werden. Der Schlüssel liegt jedoch in Konsequenz und einer individuell abgestimmten Therapie.

Medizinische und trichologische Unterstützung – wie können wir in der Klinik von Piotr Turkowski helfen?

In der Klinik von Piotr Turkowski verstehen wir sehr gut, dass Haarausfall viele Ursachen haben kann und Essstörungen zu den schwierigsten diagnostischen Fällen gehören. Deshalb wird jede Person, die mit Haarausfall zu uns kommt, umfassend betreut. Wir führen eine ausführliche Anamnese, Laboruntersuchungen (einschließlich Ferritin, Schilddrüsenhormone, Vitamine und Spurenelemente) sowie eine Analyse der Kopfhaut und Haarwurzeln durch.

Wenn die Ursache in der Mangelernährung liegt, empfehlen wir eine enge Zusammenarbeit mit Ernährungs- und Psychotherapiespezialisten, während wir gleichzeitig sanfte, unterstützende lokale Therapien einleiten. Dazu gehören u. a. Mesotherapie der Kopfhaut mit Aminosäuren und Vitaminen, plättchenreiches Plasma (PRP) sowie Therapien zur Förderung der Mikrozirkulation, die die Sauerstoffversorgung der Haarfollikel verbessern und deren Regeneration beschleunigen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es kein Patentrezept für alle gibt. Die Behandlung erfordert das Verständnis der individuellen Ursache des Haarausfalls, Geduld und den schrittweisen Wiederaufbau der körperlichen und seelischen Gesundheit. Ästhetische und trichologische Behandlungen haben hier eine unterstützende Funktion, können aber die Stabilisierung des psychophysischen Gesundheitszustands nicht ersetzen.

Haarausfall als Alarmsignal – ignorieren Sie dieses Symptom nicht

Haarausfall im Rahmen von Essstörungen ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern ein echtes Signal, dass der Organismus in einer Krise steckt. Für viele Betroffene wird dieses Symptom zum Wendepunkt, der sie dazu bringt, Hilfe zu suchen. Und das zu Recht – denn Haare sind zwar kein lebensnotwendiges Organ, aber sie spiegeln die Lebensqualität wider. Gesundes, kräftiges und dichtes Haar ist das Ergebnis eines ausgewogenen Lebensstils, richtiger Ernährung, innerer Ruhe und Selbstfürsorge.

In unserer Klinik behandeln wir jeden Fall individuell. Wir wissen, dass hinter geschwächten Haaren oft eine lange emotionale und gesundheitliche Geschichte steckt. Unser Ziel ist es nicht nur, das äußere Erscheinungsbild zu verbessern, sondern auch Unterstützung auf dem Weg zu Gesundheit und Wohlbefinden zu leisten. Wenn Sie bei sich selbst übermäßigen Haarausfall bemerken und vermuten, dass er mit der Ernährung oder einer Essstörung zusammenhängen könnte – zögern Sie nicht. Kontaktieren Sie uns, und gemeinsam finden wir die beste Lösung.

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