Vernarbende Alopezie ist eine Erkrankung, die zu einem irreversiblen Haarverlust führt. Die Haarfollikel werden durch fibröses Bindegewebe und hyalinisierte Kollagenfasern ersetzt. Die Krankheit wurde in der Medizin erst vor etwa zwanzig Jahren beschrieben. Seitdem wurden zahlreiche Fälle dokumentiert – die Erkrankung ist jedoch relativ schwer zu behandeln. Vernarbende Alopezie entsteht aus vielen Ursachen und kann die Folge schwerer Systemerkrankungen oder angeborener Fehlbildungen sein. Es handelt sich um eine sehr selten diagnostizierte Form des Haarausfalls, die nicht nur Haarverlust bedeutet, sondern auch eine Entzündung der Kopfhaut. Die Haarfollikel werden irreversibel geschädigt, was zu einem dauerhaften Haarverlust in den betroffenen Arealen führt. Es lohnt sich, die Ursachen, Symptome und Behandlung dieser seltenen Erkrankung genauer zu betrachten.
Vernarbende Alopezie – Ursachen der Erkrankung
Vernarbende Alopezie entsteht infolge einer dauerhaften Schädigung der Haarfollikel. Haare können nicht mehr wachsen, was ihren Verlust bedeutet. Die Ursachen der vernarbenden Alopezie sind vielfältig und lassen sich in primäre (sui generis) und sekundäre Faktoren einteilen. Zu den Auslösern zählen zudem verschiedene schwere Grunderkrankungen.
Genetische Disposition
Tritt die Erkrankung in jungen Jahren auf, kann sie mit schweren Autoimmunerkrankungen einhergehen. Das Immunsystem reagiert dann fehlgesteuert und richtet sich gegen den eigenen Organismus. Diese Krankheitsform entwickelt sich aufgrund erblicher Faktoren. Krankheiten, die die Entstehung einer vernarbenden Alopezie begünstigen können, sind:
- Morbus Darier,
- Epidermolysis bullosa (blasenbildende Ablösung der Epidermis),
- angeborene Unterentwicklung der Haut,
- fokale Knorpelhypoplasie.
Angeborener vernarbender Alopezie können andere Entwicklungsstörungen begleiten, z. B. Herzfehlbildungen oder Spina bifida. Die mit Vernarbungen einhergehenden Pathologien können nicht nur die Kopfhaut, sondern auch andere Körperregionen betreffen. Eine Knorpelhypoplasie führt zu einer Atrophie der Haut im betroffenen Areal.
Reizungen, Verletzungen und Infektionen bei vernarbender Alopezie
Diese Form des Haarausfalls kann als Komplikation lokaler bakterieller, mykotischer oder viraler Infektionen auftreten. Beispiele für Erkrankungen, die eine vernarbende Alopezie begünstigen, sind Herpes zoster (Gürtelrose), Furunkel oder durch Dermatophyten ausgelöste Infektionen. Eine Hautinfektion initiiert einen Entzündungsprozess, der die Haarfollikel erfasst. Durch die Aktivität von Immunzellen werden auch gesunde Gewebe geschädigt und es entsteht eine Narbe. Die gebildete Narbe ist irreversibel, weshalb eine Regeneration der Haare nicht möglich ist.
Zu den häufigsten Auslösern zählen physikalische Faktoren. Die Reaktion der Kopfhaut auf Schädigungen ähnelt der Narbenbildung in anderen Körperregionen. Eine Narbe am Kopf ist jedoch sichtbarer, da dort kein Haarwuchs mehr besteht. Zu den physikalischen Faktoren gehören Verbrennungen zweiten und dritten Grades, Erfrierungen, chemische Verätzungen, elektrischer Strom sowie verschiedene Arten von Traumata.
Einfluss von Autoimmunerkrankungen
Ein Entzündungsprozess in der Haut kann die Folge einer fehlgeleiteten Reaktion des eigenen Körpers sein, also der Autoaggression. In diesem Fall erkennt das Immunsystem körpereigene Gewebe als fremd und feindlich. Die Folge sind Angriffe auf Eigengewebe, Entzündung und dessen Zerstörung. Ursachen der Autoaggression sind Sarkoidose, Lichen sclerosus et atrophicus, Lupus erythematodes und Sklerodermie.
Vernarbende Alopezie und Lupus
Vernarbender Haarausfall im Rahmen eines Lupus, auch als Vernarbung der Kopfhaut bezeichnet, ist ein ernstes und häufig irreversibles Geschehen, das zu dauerhaftem Haarverlust führen kann. Lupus ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen und Gewebe angreift – einschließlich der Haut.
Bei der mit Lupus assoziierten vernarbenden Alopezie wird die Kopfhaut gerötet, entzündet und geschädigt, was zur Zerstörung der Haarfollikel führt. Beim Abheilen der geschädigten Hautareale entstehen Narben, die das Nachwachsen von Haaren verhindern und so zu permanentem Haarausfall führen.
Vernarbende Alopezie tumorbedingter Genese
Durch die Entstehung eines lokalen Tumorprozesses kann es zu Haarverlust kommen. Es kann sich um Tumoren handeln, die in die Kopfhaut metastasiert sind. Tumorarten, die zur Vernarbung beitragen, sind Plattenepithelkarzinome, Hämangiome und Lymphangiome, metastatische Tumoren sowie Basalzellkarzinome. Durch die Infiltration in umliegendes Gewebe führt der Tumor zur Gewebedestruktion und zu dessen Ersatz durch vernarbtes Bindegewebe.
Symptome der vernarbenden Alopezie
Bei der vernarbenden Alopezie erfasst das zelluläre Infiltrat die gesamte Struktur des Haarfollikels. Es kommt zur Zerstörung der darin befindlichen Stammzellen. Das bedeutet einen irreversiblen Verlust der Regenerations- und Wachstumsfähigkeit der Haare. Patienten berichten häufig über Brennen und Juckreiz der Kopfhaut. Auch Schmerzen beim Berühren der Haare sind spürbar. In der Frühphase treten zudem erythematöse Veränderungen und Verhornung auf. Diese Veränderungen sind um die Haarfollikel herum lokalisiert. In den betroffenen Arealen kommt es zum Haarverlust, wobei Haare sich in unterschiedlichen Wachstumsphasen befinden. Die Erkrankung tritt meist im frontotemporalen Bereich auf. Am häufigsten verläuft der Haarausfall relativ langsam. In einigen Fällen verläuft die Krankheit aggressiv und kann viele Körperregionen betreffen.
Diagnostik der vernarbenden Alopezie
Der Arzt beurteilt bei der Untersuchung das Aussehen der Areale, aus denen die Haare ausfallen. Hilfreich kann der Einsatz eines Dermatoskops sein. Der Spezialist erkennt dann das charakteristische Fehlen der Follikelöffnungen. Diese sind durch Narben verschlossen. Zudem sind Verhornung und Erythem erkennbar. Die endgültige Diagnose erfolgt mittels histopathologischer Untersuchung, d. h. durch Biopsie eines Hautareals. Ergänzend können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, die Hinweise auf die Ursache liefern.
Behandlung der vernarbenden Alopezie
Der Behandlungsverlauf ist herausfordernd, da es sich bei der vernarbenden Alopezie um eine ganze Gruppe von Pathologien handelt. Die Therapiemöglichkeiten sind bei dieser Form des Haarausfalls recht begrenzt. Die Schwierigkeit hängt mit den irreversiblen Schäden im Bereich der Haarfollikel zusammen. Ziel der Therapie ist es, das Fortschreiten zu stoppen und die Ursache der Erkrankung zu beseitigen.
Ziel der Pharmakotherapie ist nicht die Rückbildung der Krankheitsfolgen. Vielmehr sollen das Fortschreiten der Veränderungen gehemmt und Krankheitsursachen beseitigt werden. Für viele Patienten ist bereits das Aufhalten der Krankheitsentwicklung und das Abklingen von z. B. Juckreiz ein zufriedenstellendes Ergebnis. Eine medikamentöse Behandlung wird vor allem bei infektiösen und entzündlichen Formen der Erkrankung eingesetzt. Dabei kommen Antimykotika oder Antibiotika zum Einsatz. Bei autoimmunbedingter vernarbender Alopezie wird eine immunmodulierende Therapie angewandt. Hierbei werden Medikamente verabreicht, die das Immunsystem dämpfen.
Chirurgische Behandlung
Hier sind Fachärzte der Ästhetischen Medizin beteiligt. Ein chirurgischer Eingriff ist grundsätzlich die wirksamste Behandlungsmethode dieser Alopezieform. Der Arzt kann einen behaarten Hautlappen transplantieren oder gesunde Haarfollikel verpflanzen. Chirurgische Verfahren werden insbesondere bei jungen Patienten eingesetzt. Deren Narben sind in der Regel stabil und überschreiten nicht 30 % der behaarten Kopfhaut.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten der vernarbenden Alopezie
Eine der Therapieoptionen ist die Mesotherapie der Kopfhaut, also die subkutane Verabreichung geeigneter Nährstofflösungen. Die Wirkstoffmischung wird mittels Kanüle oder spezieller Injektionspistole eingebracht. Der Arzt wählt die Zusammensetzung anhand des Gesundheitszustands des Patienten. Häufig wird auch die Kryomassage eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das die Wirkung von Kälte nutzt und der biologischen Regeneration dient. Gute Ergebnisse erzielt zudem die UVA/UVB-Therapie, bei der die Kopfhaut mit Strahlen dieser Spektren bestrahlt wird.
Bei der Behandlung der vernarbenden Alopezie sind moderne, professionelle trichologische Verfahren am wirksamsten. Die Kombination mehrerer Methoden kann eine bessere Effektivität erzielen. In diesem Krankheitsbild sind Hausmittel nicht wirksam, da sie die Haarfollikel nicht zu neuem Wachstum anregen.